Gelenkersatz und Lebensqualität: Alles, was Sie über Totalendoprothesen (TEP) wissen sollten
Herzlich willkommen auf unserer mobilen Physiotherapie-Webseite. In diesem Artikel möchten wir Ihnen wichtige Informationen über Totalendoprothese (TEP) vermitteln – eine orthopädische Intervention, die das Leben von Menschen mit fortgeschrittener Gelenkerkrankung erheblich verbessern kann. Erfahren Sie mehr über Totalendoprothesen, wann sie notwendig werden, wie sie funktionieren, die Bedeutung der Physiotherapie nach einer TEP-Operation sowie Prognose und bewährte Bewältigungsstrategien.
Was ist eine Totalendoprothese (TEP)?
Eine Totalendoprothese, kurz TEP, ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein künstliches Gelenk verwendet wird, um ein erkranktes oder geschädigtes Gelenk im Körper zu ersetzen. TEPs werden am häufigsten für Hüft- und Kniegelenke eingesetzt, können aber auch an anderen Gelenken wie Schultern und Ellenbogen verwendet werden. Diese Eingriffe sind besonders bei Patienten mit fortgeschrittener Arthrose oder anderen schweren Gelenkerkrankungen notwendig.
Wann ist eine TEP erforderlich?
Eine TEP wird in der Regel dann in Betracht gezogen, wenn Schmerzen und Bewegungseinschränkungen aufgrund von Gelenkerkrankungen so schwerwiegend sind, dass sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dies kann Menschen betreffen, die Schwierigkeiten beim Gehen oder sich Bewegen haben und bei denen konservative Therapieansätze nicht mehr ausreichen.
Die TEP-Operation und ihre Funktion:
Während der TEP-Operation entfernt der Chirurg die geschädigten Gelenkflächen und ersetzt sie durch ein künstliches Gelenk aus hochwertigen Materialien wie Metall, Kunststoff oder Keramik. Dieses künstliche Gelenk imitiert die Funktion des natürlichen Gelenks und ermöglicht eine schmerzfreie Bewegung. Die Operation kann erhebliche Schmerzlinderung und verbesserte Mobilität bieten.
Es gibt verschiedene Arten von TEP-Operationen, die je nach Gelenk und individuellen Bedürfnissen des Patienten gewählt werden können. Dazu gehören:
1. Knie- Totalendoprothese:
- Bei einer Teil-Endoprothese wird nur die betroffene Gelenkfläche des Oberschenkelknochens (eine Gelenkrolle) und die gegenüberliegende Gelenkfläche des Schienbeins ersetzt. Für eine Teilprothese müssen beide Kreuzbänder sowie das Innen- und Außenband noch intakt sein. Größere Fehlstellungen wie ausgeprägte X- oder O-Beine lassen sich mit diesen Prothesen nicht korrigieren.
- Bei einer Total-Endoprothese (Knie-TEP), auch Vollprothese genannt, werden die gesamten Gelenkflächen des Oberschenkelknochens (beide Gelenkrollen) und des Schienbeinkopfs ersetzt.
Derzeit erhalten in Deutschland gut 85 % der Menschen, die sich für einen Gelenkersatz entscheiden, eine Vollprothese. Gut 10 % erhalten einen einseitigen Gelenkersatz. Fachleute gehen davon aus, dass eine Teilprothese für 25 bis 50 % aller Menschen mit Kniearthrose medizinisch infrage kommt.
Welche Arten von Total-Endoprothesen gibt es?
Bei den Vollprothesen unterscheidet man verschiedene Typen. Welche davon infrage kommt, hängt unter anderem von der Stabilität der Bänder, vom Zustand der Knochen und Muskeln sowie möglichen Fehlstellungen (X- oder O-Beine) ab:
- Bei ungekoppelten Prothesen sind das obere und untere Prothesenteil nicht miteinander verbunden. Dies setzt voraus, dass das Innen- und Außenband des Knies sowie bei manchen Prothesen auch das hintere Kreuzband ausreichend stabil sind. Diese Bänder koordinieren bei einer ungekoppelten Prothese weiterhin die Bewegungen des Knies. Das vordere Kreuzband wird bei den meisten Prothesentypen vor dem Einbau der Prothese entfernt.
- Teilgekoppelte Prothesen werden eingesetzt, wenn das hintere (posteriore) Kreuzband nicht ausreichend stabil ist und entfernt werden muss. Bei ihnen sind die beiden Prothesenteile durch eine Art Scharnier verbunden, das anstelle der Kreuzbänder für Stabilität sorgt. Das Scharnier gibt der Prothese vor, wie weit man das Knie beugen und strecken kann.
- Bei gekoppelten Prothesen sind die beiden Prothesenteile für den Ober- und Unterschenkel mit einer Achse verbunden und auf jeder Seite durch einen langen Schaft im Knochen fixiert. Vollgekoppelte Prothesen werden eingesetzt, wenn das Innen- und Außenband nicht stabil genug sind. Weitere Gründe sind schlecht erhaltene Knochen und ausgeprägte Fehlstellungen (X- oder O-Beine).
Fast immer wird beim Einbau einer Vollprothese eine ungekoppelte oder teilgekoppelte Prothese eingesetzt. Gekoppelte Modelle sind oft erst nötig, wenn ein erstes künstliches Kniegelenk durch ein zweites ersetzt werden muss.
Knieprothesen unterschieden sich auch darin, wie die Prothesenteile befestigt werden:
- Zementierte Knieprothesen werden mit einem speziellen Zwei-Komponenten-Kleber befestigt. Er wird auch als Knochenzement bezeichnet. Dies ist aber irreführend, da es sich ähnlich wie bei der Befestigung einer Zahnkrone um einen Kunststoff-Kleber und nicht um Zement handelt.
- Zementfreie Prothesenteile werden auf den Knochen gepresst. Eine spezielle raue Oberfläche oder Beschichtung sorgt dafür, dass sie sich nach dem Einsetzen allmählich mit dem Knochen verbinden.
In Deutschland werden überwiegend zementierte Knieprothesen verwendet. Manchmal wird auch eine Komponente zementiert und die zweite zementfrei verankert.
2. Hüft-TEP:
Eine Hüftprothese soll das natürliche Gelenk so gut wie möglich ersetzen. Sie besteht in der Regel aus 3 bis 4 Teilen:
- einem Schaft, der im Oberschenkelknochen verankert wird
- einem Kopf, der auf den Schaft aufgesteckt wird und den natürlichen Hüftkopf ersetzt,
- einer halbkugelförmigen Pfanne, die in die natürliche Hüftpfanne eingesetzt wird sowie
- einem Pfanneneinsatz, auch Inlay genannt, der in die Hüftpfanne eingebracht wird. Der Pfanneneinsatz nimmt den Prothesenkopf auf. Bei zementierten Hüftprothesen werden kombinierte Pfannen verwendet, bei denen Pfanne und Pfanneneinsatz aus einem Guss sind. Ein separater Pfanneneinsatz ist deshalb nicht nötig.
Für Kopf und Pfanneneinsatz werden unterschiedliche Materialien verwendet. In Deutschland wird am häufigsten ein Pfanneneinsatz aus Polyethylen, einem sehr harten Kunststoff, und ein Kopf aus Keramik verwendet. Diese Kombination wird Polyethylen-Keramik-Gleitpaarung genannt.
Es gibt zwei unterschiedliche Arten, den Schaft im Oberschenkel und die Pfanne im Beckenknochen zu befestigen:
- Zementfreie Prothesenteile werden fest in den Knochen gepresst. Eine spezielle raue Oberfläche oder Beschichtung sorgt dafür, dass die Prothese direkt nach dem Einsetzen bereits festsitzt und sich der Knochen dann allmählich mit ihr verbindet.
- Zementierte Prothesenteile werden mit einem speziellen Zwei-Komponenten-Kleber befestigt.
In Deutschland werden zu fast 80 % zementfreie Hüftprothesen verwendet. Bei etwa 15 % der Operationen wird der Schaft zementiert und die Pfanne in die natürliche Hüftpfanne gepresst. Dann spricht man von einem Hybrid-Eingriff oder einer teilzementierten Prothese. Andere Arten der Befestigung werden hierzulande nur selten verwendet. Zementfreie Hüftpfannen werden manchmal zusätzlich durch Schrauben verankert.
Welche Prothese bei einem Menschen infrage kommt, hängt von Faktoren wie dem Alter, anderen bestehenden Erkrankungen und der Knochenqualität ab.
Was kann ich langfristig von einem künstlichen Hüftgelenk erwarten?
Studien zeigen, dass etwa 90 % der Menschen auch längerfristig mit ihrem künstlichen Hüftgelenk zufrieden sind. Die Schmerzen gehen in der Regel deutlich zurück und die Gelenkfunktion verbessert sich. Viele Menschen können nach der Operation wieder schmerzfrei gehen und dadurch Tätigkeiten ausüben, die ihnen vorher nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich waren. Es gibt aber keine Erfolgsgarantie: Bis zu 10 % der Operierten haben weiterhin mit Problemen wie stärkeren Schmerzen zu tun.
Welche Arten von Hüftprothesen gibt es?
Neben unterschiedlichen Materialien und Größen gibt es im Wesentlichen drei Varianten von Hüftprothesen:
- Geradschaft-Prothesen: Sie sind die mit Abstand am häufigsten verwendeten Prothesen (siehe Abbildung oben). Mit ihnen gibt es am meisten Erfahrung.
- Kurzschaft-Prothesen: Hierbei wird ein kürzerer, leicht gebogener Schaft verwendet.
- Kappen-Prothesen: Hierbei werden Schenkelhals und Hüftkopf erhalten. Der Hüftkopf wird – ähnlich wie bei einer Zahnkrone – mit einer Metallkappe überkront. Ein dünner, kurzer Schaft verankert die Kappe im Hüftkopf. Am Hüftknochen wird eine Hüftpfanne eingesetzt. Kappen-Prothesen werden auch als Oberflächenersatz-Prothesen oder – nach ihrem Erfinder – als McMinn-Prothesen bezeichnet.
In Deutschland erhalten über 85 % der Menschen eine Geradschaft-Prothese und etwa 10 % eine Kurzschaft-Prothese. Kappen-Prothesen werden nur noch selten verwendet, weil sich bei ihrem Einsatz verschiedene Probleme gezeigt haben.
3. Schulter-TEP:
Die Auswahl des Prothesenmodells – Totalendoprothese (TEP) oder Teilprothese (Hemiprothese) – richtet sich nach Ausmaß und Ort der Schädigung im Bereich von Schulter und Rotatorenmanschette. Bei Totalendoprothesen erneuert der Gelenkersatz beide Gelenkpartner, den Oberarmkopf (Caput humeri) und die Gelenkpfanne (Glenoid). Die Teilprothese ersetzt nur den Kopf des Schultergelenks.
Welche Prothesenmodelle gibt es?
- Totalendoprothesen: ersetzen sowohl die Gelenkpfanne als auch den Oberarmkopf der Schulter. Die künstliche Gelenkfläche des Oberarmkopfes besteht aus Metall, die geschädigte Pfanne wird durch einen Kunststoffeinsatz aus Polyethylen ersetzt.
Bei der Auswahl der Schulterprothese richtet sich der Spezialist nicht nur nach dem Ausmaß der Gelenkschädigung. Eine ebenso große Rolle spielen die Intaktheit der Sehnen der Rotatorenmanschette sowie das Alter des Patienten.
- Oberarmkopfprothese (Hemiprothese): die Humeruskopfresektion ist eine Option, wenn das Glenoid (Pfanne) noch in relativ gutem Zustand ist, während der Humeruskopf stark geschädigt ist. In diesem Fall wird der obere Teil des Oberarmknochens entfernt und durch eine Prothese ersetzt, die in das Glenoid passt.
- Kappenprothese: hier wird nur die Oberfläche des Humeruskopfes durch eine metallische Kappe ersetzt. Dies kann eine geeignete Option für Patienten sein, bei denen die Schädigung des Schultergelenks noch begrenzt ist. Der Vorteil ist, dass mehr Knochenmasse erhalten bleibt. Die Sehnen und die grundlegende Anatomie des ursprünglichen Gelenks werden bei der Operation einer Kappenprothese beibehalten. (geeignet für eher jüngere Patienten)
- Inverse Schulterprothese: sie ist eine spezielle Art der Prothese, die für Patienten entwickelt wurde, bei denen die Rotatorenmanschette der Schulter beschädigt ist. Dieses Prothesenmodell kehrt das biomechanische Prinzip des Schultergelenks um und vertauscht die anatomische Lage der beiden Gelenkpartner: Die dem Oberarmkopf ähnliche metallische Halbkugel wird an der Gelenkpfanne befestigt, die künstliche Pfanne wird an den Oberarmkopf angebracht. (geeignet für eher ältere Patienten)
Physiotherapie nach einer TEP-Operation:
Die Physiotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Genesung nach einer TEP-Operation. Spezialisierte Physiotherapeuten helfen Patienten dabei, die Muskulatur rund um das neue Gelenk zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu reduzieren. Durch gezielte Übungen und therapeutische Maßnahmen unterstützt die Physiotherapie die Patienten auf ihrem Weg zur Wiedererlangung ihrer Mobilität und Lebensqualität.
Prognose und bewährte Bewältigungsstrategien:
Die Prognose nach einer TEP-Operation ist in der Regel positiv, und viele Patienten erleben eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität. Es ist jedoch wichtig, die Anweisungen des behandelnden Arztes und des Physiotherapeuten genau zu befolgen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Der Weg zur Genesung erfordert Geduld und Engagement, aber die Rückkehr zu einem aktiven und schmerzfreien Leben ist oft das Ergebnis harter Arbeit und Fachbetreuung.
Wir hoffen, dass dieser Artikel Ihr Verständnis für Totalendoprothesen vertieft und die Bedeutung der Physiotherapie bei diesem Verfahren verdeutlicht. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, um weitere Informationen oder eine persönliche Beratung zu erhalten. Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden sind unser Anliegen!